Water-Spider in Lean – Was ist das?

Water-Spider in Lean – Was ist das?

Eine Water-Spider (engl. für “Wasserspinne”) ist eine Personalfunktion in der Lean-Fertigung, bei der die termingerechte und akkurate Auffüllung der Materialbestände einer Produktionslinie im Mittelpunkt steht. Die Water-Spider ist so etwas wie ein mobiles Kanban-System: ein Teammitglied, das die Produktionslinie mit den erforderlichen Materialien beschickt, um einen kontinuierlichen Materialfluss aufrechtzuerhalten.

Diese Person muss ein solides Verständnis der Arbeitsabläufe und ausgezeichnete Kommunikationsfähigkeiten besitzen sowie in der Lage sein, standardisierten Verfahren zu folgen.

Der Begriff Water-Spider wurde inspiriert von einem als Taumelkäfer bekannten Insekt, Mizusumashi auf Japanisch. Mizusumashi scheinen zwischen Wasser und Luft zu schweben, während sie sich schnell von Ort zu Ort bewegen und dabei beide Lebensräume gleichzeitig im Blick behalten. Die Art und Weise, wie ein Lagerverwalter sich in der Produktion bewegt und alle Produktionsschritte gleichzeitig wahrnimmt, ähnelt den Bewegungen und der Wahrnehmung dieses Tieres und gab der Rolle ihren Namen.

Was macht eine Water-Spider in Lean?

Das Ziel einer Water-Spider ist es, die Prozessdurchlaufzeit zu verringern und die Verschwendung zu reduzieren.

Bei einigen Produktionslinien ist es notwendig, dass Techniker oder das Montagepersonal ihre Arbeitsstation verlassen, um neues Rohmaterial zu holen. Dies führt zu Verzögerungen im Prozess und ist eine Verschwendung von überflüssiger Bewegung. Der Mizusumashi kann dies reduzieren, indem er eine Art Mini-Einkaufswagen mit sich führt. Dieser ist mit einem Kanban-System ausgestattet, das die von allen Assemblierern benötigten Materialien enthält. Dadurch wird verhindert, dass Fließbandarbeiter nicht-wertschöpfende Arbeit verrichten; die benötigten Materialien werden ihnen so geliefert, dass ihre Arbeitsabläufe nicht unterbrochen werden.

Eine Water-Spider muss einer standardisierten, sequenzierten Route folgen: Sie passiert die Arbeiter zu Routinezeiten, wodurch Schwankungen verringert werden. Die Mitarbeiter verwenden in der Regel ein Behältersystem, das anzeigt, welche Artikel aufgebraucht sind und nachgefüllt werden müssen. Es ist für Fertigungslinien nicht ungewöhnlich, dass ihr Mizusumashi ständig mit der Arbeitsvorbereitung und dem Warenwirtschaftssystem in Verbindung steht, welches ihn jederzeit darüber informiert, wo und wie rasch Inventar benötigt wird.

Dabei muss die Rolle der Water-Spider nicht auf den Materialnachschub beschränkt sein, sondern kann auch eine Vielzahl anderer Aufgaben übernehmen, etwa Fertigerzeugnisse transportieren, Kanban-Karten verschieben, Workflow-Monitoring-Systeme aktualisieren, die Arbeitsdurchführung, insbesondere von ungeübtem Personal, überwachen.

Die Kompetenzen einer Water-Spider

Es wäre ein Irrtum, die Water-Spider als Laufburschen zu betrachten, wie er nicht selten auf einen neuen Auszubildenden fällt. Mizusumashi ist eine wichtige Rolle. Die Besetzung dieser Stelle erfordert umfassende Kenntnisse über den Prozess und ein Bewusstsein dafür, was auf allen Stationen zu jeder Zeit geschieht. Neben der Aufrechterhaltung des Arbeitsflusses in der Produktionslinie führt eine Water-Spider mehrmals täglich Gemba aus, was sie für Kaizen-Initiativen von unschätzbarem Wert macht.

In vielerlei Hinsicht ist eine Water-Spider ein mobiler “Scrum Master-on-Steroids”, der das Team mit allem versorgt, was es braucht, wann es gebraucht wird, und dazu beiträgt, jegliche Störungen vom Team fernzuhalten. “On-Steroiden” ist nicht übertrieben, wenn man bedenkt, wie intensiv der typische Arbeitsalltag eines Mizusumashi oft ist. Sie sind ständig in Bewegung und hellwach. Ihre Fähigkeit, den ganzen Tag über das gleiche Tempo zu halten, wirkt sich direkt auf den Prozessfluss aus. Es ist nicht leicht, hier und da präsent zu sein, auch wenn es für einen Außenstehenden so aussehen mag.

Ein wichtiger Aspekt der Arbeit einer Water-Spider ist, dass sie in gewissem Sinne prozessorientiert und nicht personenorientiert ist, d. h. dass sich die gesamte Arbeit dieser Person um die Wirtschaftlichkeit der Produktionseinheit dreht. Dies ist insofern von Bedeutung, als es durchaus vertretbar ist, dass der Mizusumashi einige halbleere Runden dreht und nicht an alle Arbeitsplätze Material liefert, solange die jeweiligen bedürftigen Arbeiter versorgt sind. Dies kommt dem Gesamtsystem zugute, auch wenn es die Zeit und Kapazität der Water-Spider nicht vollständig ausnutzt.

Vorteile der Ernennung einer Water-Spider in Ihrer Produktion

Ein kontinuierlicher, ungestörter Fertigungsfluss und ein einheitlicher Materialfluss an die Produktionslinie wird höchstwahrscheinlich mit einer Steigerung der Produktionseffizienz und damit mit einer Kostensenkung einhergehen. Ein Unternehmen berichtet über eine Zeitersparnis von 40% durch die Einführung einer Water-Spider in seiner Produktionsstätte.

Neben der Aufrechterhaltung eines gleichmäßigen Flusses sowie der Reduzierung von Vorlaufzeiten und Schwankungen kann der Einsatz einer Water-Spider ein großartiges Mittel für Führungskräfte sein, die sich mit dem Prozess besser vertraut machen und jede an der Linie arbeitende Person kennenlernen möchten. Dies wiederum führt zu einer verbesserten Kommunikation zwischen Team und Management.

Eine Water-Spider ist also ganz sicher ein Insekt, das Sie gerne in Ihrer Produktionslinie haben möchten!