Was ist Six Sigma?

Was ist Six Sigma?

Six Sigma ist eine Technik zur kontinuierlichen Prozessoptimierung, die auf statistischen Methoden basiert. Sie ist darauf ausgelegt, die Rentabilität des Unternehmens durch eine entscheidende Motivation zu erhöhen: Null Fehler im Lebenszyklus eines Produkts bzw. einer Dienstleistung.

Six-Sigma-Unternehmen wie General Electric oder Motorola machten die Methodik berühmt. Sie sparten damit jährlich Millionen von Dollar ein und rühmten sich eines Qualitätsniveaus von 3,3 Fehlern auf einer Million Fehlermöglichkeiten.

Die mathematischen Wurzeln des Namens

Sigma” ist ein Buchstabe des griechischen Alphabets: σ, der in der Statistik verwendet wird, um die Abweichung von einem Erwartungswert bzw. dem Mittelwert anzugeben.

Beispiel Wenn Sie eine Münze 10, 100, 1000 oder 10000 Mal werfen, erwarten Sie, dass sich als Resultat 50% “Kopf” und 50% “Zahl” einstellt, im Mittel je 50%. Selbst wenn dies eine logische Erwartung ist, könnte das tatsächliche Ergebnis – wenn Sie einen Versuch durchführen und die Würfe aufschreiben – zum Beispiel so aussehen:

Anzahl der Münzwürfe Anzahl “Kopf” Anzahl “Zahl”
10 6 4
100 55 45
1000 525 475
10000 5003 4997

Man sieht: Je öfter die Münze geworfen wird, desto näher kommen wir dem Erwartungswert, d. h. den 50% für “Kopf” und “Zahl”.

Die Abweichung vom Durchschnitt gibt an, wie weit die Ergebnisse um den erwarteten Wert streuen. In der Statistik ist 6σ die Abweichung zwischen -3 und +3 “Streuungs-Einheiten” vom Durchschnitt.

Diese 6 Einheiten stehen in Six Sigma zudem für mögliche Level der Prozessqualität, die durch eine DPMO-Berechnung (Defects per Million Opportunities) berechnet wird. Ein höherer Level, den ein Unternehmen erreicht hat, entspricht einer geringeren Anzahl an Prozessmängeln.

Fehler sind kostspielig

Kunden und Lieferanten machen Geschäfte mit Unternehmen, denen sie vertrauen. Erreicht eine Organisation in seinen Prozessen ein 6-Sigma-Niveau, so bedeutet dies, dass von 1.000.000 Transaktionen nur 3,3 von dem erwarteten Ergebnis abweichen. Vereinfacht gesagt, sind insgesamt 999.996 Kunden mit dem Resultat zufrieden.

Defekte - Differenzen vom Mittelwert - sind für ein Business kostspielig. Wird die Kundenerwartung nicht erfüllt, führt dies zu erheblichen Auswirkungen, die dem Unternehmen Kosten verursachen; etwa, wenn Kunden:

  • Rückerstattungen verlangen
  • Rabatte fordern
  • die Firma schlechtreden
  • Ersatzteile für Nacharbeiten anfordern.

Alle diese Umstände werden den Gewinn des Unternehmens schmälern. Folglich hat die Erreichung eines höchstmöglichen Sigma-Levels für die Unternehmensprozesse unmittelbare finanzielle Vorteile.

Wie Six Sigma Ihren auf Kanban ausgerichteten Lean-Betrieb unterstützt

Six Sigma verfolgt einen festgelegten Projektansatz zur Verbesserung von Prozessen. Wenn Sie mit Ihrem Kanban-Team arbeiten, sammeln Sie Daten, die auf notwendige Änderungen hindeuten könnten. Vielleicht schwanken die Zykluszeiten ständig oder es mangelt dem Prozess an Standardisierung.

Der Kanban-Anwender wird die Prozessverbesserung mit Methoden wie 5S, Gemba Walk oder Poka-Yoke angehen – zusammen mit dem statistischen Analyseansatz von Six Sigma. Bedenken Sie jedoch, dass Six Sigma angesichts der Anforderungen an die mathematische Analysekompetenz nicht die erste Wahl ist, wenn es um die tiefhängenden Früchte bei der Prozessverbesserung geht. Achten Sie darauf, dass Sie das entsprechend ausgebildete Team an Bord haben und über genügend Daten verfügen, um die Methode angemessen anwenden zu können.

Lean Six Sigma ist eine Kombination aus Lean und Six Sigma. Es verwendet Performance- und Verbesserungsmethoden zur Eliminierung der sieben Arten von Verschwendung durch den Einsatz des DMAIC-Verbesserungszyklus.

Wie wird die DMAIC-Methode verwendet?

Six Sigma-Anhänger empfehlen die Anwendung der DMAIC-Methode: Definieren (Define), Messen (Measure), Analysieren (Analyze), Verbessern (Improve), Steuern (Control). So wird sichergestellt, dass die von Ihnen eingebrachten Veränderungen geeignet, angemessen und nachhaltig sind.

Schritt 1: Definieren (Define)

In dieser Phase haben Sie und Ihr Team das Problem zu identifizieren, die Anforderungen im Detail zu beschreiben, die davon betroffenen Interessengruppen zu benennen sowie einen Terminplan vorzuschlagen. Es ist vorteilhaft, einen Projektauftrag zu erstellen, um einen Überblick zu bekommen, was Sie erreichen möchten.

Beispiel

Sie entscheiden sich, sich den Designprozess anzuschauen, weil er die größte Variabilität aufweist. Ihr Projektauftrag könnte so aussehen:

Teammitglieder Rolle
Mary Sponsor
Joe Designer
Susan UX
Pete Kunde
Sally Marketing
Im Fokus Betrachten des Entwurfsprozesses von Anfang bis Ende.
Nicht im Fokus Testprozess.
Problemstellung Der Entwurfsprozess variiert zwischen 1 und 7 Wochen. Die Anzahl der Design-Iterationen kann zwischen 2 und 10 Entwürfen liegen. Dies führt dazu, dass die Entwicklungszeiten länger werden und sich die Markteinführung verzögert.
Ziel Suche nach Wegen, um Vorhersagbarkeit in die Entwurfsphase zu bringen und den Ablauf zu standardisieren.
Zeitplan 3 Monate: Jan-März

Schritt 2: Messen (Measure)

Zwar ist jeder Schritt im DMAIC-Prozess wichtig, doch zeichnet sich Six Sigma gerade durch seine Affinität zu statistischen Daten aus, was Objektivität sichergestellt. In dieser Phase ermittelt Ihr Team die Baseline für die Verbesserungen, um diese nach der Durchführung der Änderungen quantifizieren zu können.

Beispiel

Die Entwurfsphase dauert zwischen 1 und 7 Wochen. Sie müssen einen objektiven Ausgangspunkt für Ihre Vergleichsdaten finden: Sammeln Sie Informationen darüber, woher die 1-7-Wochen-Daten stammen; wie weit zurück wurde diese Zykluszeit gemessen; wie ist sie in dem Wertebereich verteilt? Entscheiden Sie, ob Sie genug Daten haben oder ob zusätzliche Größen gemessen werden sollten, bevor Sie weitermachen können.

Schritt 3: Analysieren (Analyze)

In diesem Schritt gilt es, die Ursache des Fehlers herauszufinden. Dazu werden in Six Sigma üblicherweise Pareto-Diagramme, Histogramme und Run-Charts verwendet oder, aufgrund des hohen Kosten- und Zeitaufwands eher als letztes Mittel, eine Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse FMEA. Hauptziel dieses Schrittes ist in jedem Fall der Nachweis, dass das, was analysiert wurde, tatsächlich die Ursache des Problems ist.

Die ermittelten Erkenntnisse können zu einer iterativen Aktualisierung der in den Phasen “Messen” (und ggf. “Definieren”) erworbenen Daten führen.

Beispiel

Sie stellen fest, dass der Zeitaufwand für den Erhalt von Feedback von Interessengruppen und die Anzahl der Design-Iterationen zu den beobachteten Schwankungen von 1 bis 7 Wochen führen.

Schritt 4: Verbessern (Improve)

Erst hier setzt das Verbesserungsteam seine neuen Lösungen um. Die DMAIC-Methode zeigt, wie wichtig das Definieren, Messen und Analysieren ist und der Implementierung einer Maßnahme vorausgehen muss. Es empfiehlt sich, dies durch Versuche und Tests zu tun, und es ist sinnvoll, eine Änderung nach der anderen einzuführen.

Beispiel

Das Team entscheidet, den Entwurfsprozess auf zwei Iterationen für Muster zu beschränken und eine dritte für das genehmigte Design zu reservieren.

Schritt 5: Steuerung (Control)

Hier schafft Ihr Team die Grundlage für Verfahrensdisziplin, aktualisiert die erforderlichen Arbeitsabläufe, legt Kennzahlen fest, die weiterhin zu messen sind, ermittelt den realisierten Nutzen und übergibt den Prozess an den Prozessverantwortlichen.

Beispiel

Das Team beschließt, das Limit von zwei Design-Iterationen in sein Kanban-Board einzubauen und die Zeit zu messen, die für die Reviews benötigt werden. Mit den Interessengruppen wird eine Roadshow veranstaltet, um die neuen Arbeitsweisen und ihre Vorteile zu erläutern.

Wie unterscheiden sich Six Sigma und Lean?

Wir sehen, dass Six Sigma anders ist als Lean. Es ist deutlich datenorientierter und legt sein Schwerpunkt auf die Qualität und die Reduzierung von Fehlern bzw. Abweichungen.

Ist Lean eine Kombination verschiedener Tools, um den Kunden Mehrwert zu bieten, so ist Six Sigma ein Werkzeugkasten mit vielen statistischen Analysemethoden, die sich auf die Fehlerreduzierung in einem Prozess konzentrieren. Lean ist in seiner Denkweise ein Bottom-up-Ansatz, der Verbesserungen von unten nach oben vorantreibt, während Six Sigma ein Top-down-Ansatz für die Durchführung von Verbesserungsprojekten ist, um “die harten Nüsse” zu knacken.

Prozessmanager erkannten schnell die Vorzüge, Six Sigma mit Lean zu verschmelzen. So lassen sich Fehler und Verschwendung reduzieren und gleichzeitig alle Aspekte eines Prozesses kontinuierlich verbessern, um die Marktposition und das Dienstleistungsangebot eines Unternehmens zu stärken. Es besteht zwar keine Notwendigkeit, die beiden Ansätze miteinander zu verbinden, aber ihre Kombination hat Vorteile – wenn sie korrekt ausgeführt und von kompetenten Managern koordiniert werden.

Fazit

Dank der Vermählung der beiden Methoden – Lean und Six Sigma – sollten Sie in der Lage sein:

  • eine fundiertere, klarere Vision für Ihre Projekte zu entwickeln,
  • einen definierten Rahmen für die wirksame Fortschrittsmessung zu schaffen,
  • Ihren Gewinn zu steigern, indem Sie Verschwendung reduzieren und die Zykluszeit verkürzen, und
  • leichter Wege zu finden, Ihre Prozesse kontinuierlich zu verbessern.