Was ist Just-In-Time-Fertigung?
Just-in-time (JIT) ist eine Produktions- und Lieferstrategie, bei dem die Bereitstellung von Teilen mit dem jeweiligen Materialbedarf (z. B. im Produktionssystem) synchronisiert wird. So kommt ein Teil in der benötigten Menge genau dann an (engl.: „just in time“), wenn es tatsächlich benötigt wird – nicht früher und nicht später.
Dieses Konzept unterscheidet sich von dem in der traditionellen Fertigung üblichen Ansatz, bei dem die zu erwartende Nachfrage im Vorfeld der Kundenbestellungen vorausgeplant und dann kontinuierlich oder als Charge produziert wird. Infolgedessen stapeln sich sowohl die Ausgangsstoffe als auch die fertigen Produkte, bis sie vom Kunden benötigt werden. Die Folge sind höhere Lagerkosten, höhere Risiken und verringerte Flexibilität.
Warum ist JIT wichtig?
Die Implementierung von Just-in-time-Produktion und Bestandskontrolle innerhalb eines Prozesses lohnt sich:
- Reduzierung von Kosten und Materialausschuss durch Minimierung der Materialkosten und Vermeidung von Überproduktionen;
- Verbesserung des Fertigungsflusses und dessen Effizienz durch eine vollständige Kontrolle darüber, wann der Prozess gestartet bzw. gestoppt werden muss, um auf die schwankenden Bedürfnisse der Kunden reagieren zu können. Da zudem immer nur kleine Bestellmengen abgerufen werden müssen, erfordert das Verfahren weniger Vorabinvestitionen, was den Cashflow erhöht und geringere Risiken birgt. Dank einer besseren Prozessorganisation und weniger Stillstandszeiten ist es möglich, den Return on Investment zu maximieren.
Wie unterscheidet sich JIT von Lean Management?
Toyota – der Erfinder des TPS, oder Lean Management – war nicht das einzige Unternehmen, das JIT einsetzte. Dennoch wurde die Welt durch die stark gesteigerte Effizienz, die unter anderem auf die Einführung von Just-in-time zurückzuführen ist, darauf aufmerksam. Die Anwendung von JIT durch den Automobilgiganten lässt sich mit diesen berühmten Worten von Taiichi Ōno, einem seiner Ingenieure, der später Direktor wurde, zusammenfassen:
Nur das zu produzieren, was nötig ist, wenn es nötig ist und in der Menge, in der es nötig ist. Taiichi Ōno
Just-in-time-Produktion ist jedoch nicht gleichbedeutend mit Lean Management. JIT kann ein Bestandteil der Lean-Strategie sein (und ist es oft auch), aber Lean Management ist ein weitaus umfassenderes Konzept. Just-in-time konzentriert sich auf die Anpassung von Materialflüssen an die tatsächlichen Bedarfe, also auf die Prozesseffizienz aus Sicht des Materials. Lean Management verwendet verschiedene Methoden, um diverse Formen der Verschwendung zu reduzieren, aber ihr Hauptziel ist die Identifizierung von Mehrwert, wie sie vom Kunden definiert wird, und ihre bestmögliche Umsetzung in einen Prozess und damit in ein Produkt. Lean strebt also eine Verbesserung der Effizienz an, um die Kunden besser zufriedenzustellen.
Dieser Unterschied ermöglicht es, das Lean Management auf alle Unternehmensbereiche auszudehnen, einschließlich Kundenbetreuung, Vertrieb, Marketing, Finanzen, Entwicklung, Personalwesen und alle anderen Prozesse, während sich JIT vornehmlich auf die Abläufe zwischen Auftragserteilung und Fertigungsausführung erstreckt.
Zwar lässt sich das Just-in-time-Konzept auf jeden Prozess übertragen, bei dem eine Abhängigkeit zwischen einem Teil des Prozesses, der auf einen anderen wartet, besteht, aber streng genommen gehört JIT in den Bereich der Supply Chain. Sieht man sich jedoch die Agile-/Lean-Prozessmanagement-Landschaft an, so wird oft die Betonung auf Flexibilität, das Eingehen auf sich ändernde Kundenanforderungen und die schnelle Reaktion darauf liegen. Und die Logik, die hinter der Just-in-Time-Produktion steht, wird in der Regel als eine verwandte, aussagekräftige Zusatzinformation auftauchen. Die Kenntnis und Wertschätzung der verschiedenen Prozessverbesserungsphilosophien und -methoden wird es Ihnen ermöglichen, die für das Management Ihres eigenen Prozesses relevanten Komponenten zu nutzen.
Was erleichtert die Einführung von Just-in-time in einem Prozess?
Obwohl Just-in-time eher ein allgemeines Konzept als eine Schritt-für-Schritt-Anleitung ist, kann die Durchführung spezifischer Aktivitäten bei der Umsetzung helfen:
- Achten Sie darauf, dass Sie die Unterstützung der obersten Führungsebene haben, bevor Sie Zeit in die Prozessänderungen investieren. Es wird sich nur dann lohnen, wenn die Implementierung nachhaltig ist;
- Planen Sie die Bestell- und Produktionsprozesse im Detail. Verwenden Sie dazu am besten ein visuelles System, z. B. ein Kanban-Board. JIT lässt sich ohne ein System zur Nachverfolgung von Aufträgen, Lagerbeständen und Produktion nicht leicht umsetzen;
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- Erzwingen Sie die Standardisierung der Arbeitsabläufe Ihrer Mitarbeiter und halten Sie die Disziplin aufrecht, um bei jeder Prozessiteration einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten;
- Vereinbaren Sie mit Ihren Lieferanten flexible Lieferbedingungen und arbeiten Sie kontinuierlich daran.
Kann die Organisation eines Just-in-Time-Prozesses problematisch sein?
JIT ist keineswegs eine Managementmethode, die leicht zu realisieren und aufrechtzuerhalten ist – aber es ist die Mühe wert. Die visuelle Verwaltung von Lagerbeständen, Aufträgen und Produktionsmanagement-Systemen ist empfehlenswert, um den Prozessstatus und plötzliche Änderungen oder Ineffizienzen im Auge zu behalten.
Eine der Schwierigkeiten bei der JIT-Implementierung besteht darin, die Bedürfnisse der Produktionslinie mit denen der Lieferanten in Einklang zu bringen, da deren Leistung und Pünktlichkeit den Erfolg Ihrer Umsetzung stark beeinflussen werden. Eine möglichst enge Abstimmung mit Ihren Lieferanten ist unerlässlich. Ein weiteres mögliches Problem ist der Umgang mit falschen Bestellungen. Wenn die Bestellungen Fehler enthalten, werden diese aufgrund der kurzen Lead Time schnell in die Produktion wirksam, sodass eine Korrektur oder Änderung der Bestellung nicht mehr möglich ist. Und schließlich haben Sie im Falle einer Unterbrechung der Lieferkette oder eines plötzlichen Problems mit den Lieferanten wenig, worauf Sie in Form von redundanten Materialbeständen zurückgreifen könnten. Wie die weltweite Chip-Knappheit im Jahr 2021 zeigt, ist dies ein Risiko, das man in Betracht ziehen sollte.
Wie die Beispiele der Just-in-time-Produktionsprozesse von Toyota, Ford und Dell gezeigt haben, kann es sich jedoch lohnen, die Herausforderung anzunehmen – und das mit Erfolg.
Die wichtigsten Vorteile der Integration von JIT in Ihren Produktionsprozess:
- weniger Verschwendung,
- kürzere Zykluszeiten, d. h. schnellere Lieferung,
- effizienterer Materialfluss.